Sugar war letzte Woche in Folge eines Missverständnis, für das er nichts konnte, von Repression betroffen. Es wurde ihm Handyentzug und Besuchsverbot angedroht! Es ging ihm sehr schlecht deswegen.
Eine Kontaktperson hat gestern mit Sugar telefoniert und uns über folgendes informiert:
Sugar habe am 1.10. eine halbe Stunde mit dem Polizei Kommandanten wegen dem Konflikt gesprochen. Es sei nun “alles in Ordnung”. Er dürfe raus und er dürfe auch fernsehen.
Vom Anwalt habe er heute einen Brief bekommen, dass sie nochmals an das Bundesverwaltungsgerichts eine Haftbeschwerde gemacht hätten. Die beiden obersten Gerichte hätten ohne Verhandlung eine Entlassung abgelehnt.
Nach vier Monaten Haft müsse es aber nun eine Haftprüfung geben. Das sei dann Ende Oktober. Er hoffe sehr, dann endlich frei zu kommen.
Für uns ist klar: Sugar ist zu unrecht im Knast! Aber auch wenn er “zu Recht” im Knast wäre – was sollen wir von diesen rassistischen Institutionen schon erwarten? – muss er frei kommen!
Der österreichische Staat baut auf dem Konstrukt der Rasse auf, das Kolonialismus, Sklaverei, Apartheid und den Tod von Millionen von Menschen durch Genozid, Vertreibung, Krieg und Hunger produziert hat und weiter produziert. Heute manifestiert sich diese Konstruktion in der Nation Österreich und zeigt sich konkret darin, dass der Staat geflüchtete Personen in Rückkehrzentren und Gefängnissen einsperrt oder sie unter prekärsten Bedingungen leben lässt. Ebenso sichtbar wird Rassismus heute darin, dass geflüchtete Menschen der Gewalt und Übergriffen von rechtem und nicht zur Betreuung von Menschen ausgebildetem Sicherheitspersonal ausgesetzt sind, nicht weisse Menschen weiterhin ständig rassistischen Kontrollen durch die Polizei erleben müssen, der Staat organisierte Neonazi-Netzwerke jahrelang übersieht, schützt und vertuscht, und migrantisierte Personen weiterhin den grössten Teil des Billiglohnsektors übernehmen! Wie tief Rassismus nicht nur in den Institutionen und der Ökonomie sondern auch in uns verankert ist, wird an in der Öffentlichkeit ausgetragenen Diskursen und Realitäten klar: fortwährend rassistische Übergriffe bis hin zu rechten Anschlägen, rassistische Ressentiments, Vorurteile gegenüber nicht weissen Menschen sowie fehlendes Hinterfragen weisser Privilegien sind Grundtenor in der Gesellschaft.
Davon profitieren vorallem jene, die besitzend sind: Rassifizierung von Menschen führt zu einer Spaltung der Besitzlosen, der Entstehung eines Subproletariats – Menschen die aufgrund der Rassifizierung zu einer noch prekärisierteren Arbeit gezwungen sind – und somit zu mehr Profit für (meistens weisse) Kapitalist:innen: Sie drücken die Löhne je entrechteter (hier spielen staatliche Strukturen und ökonomische Interessen eng zusammen) die Menschen sind – was konkret mehr Gewinn heisst – sie können illegalisierte Personen extrem ausbeuten – was moderne Sklaverei bedeutet – sie müssen mit keiner starken Arbeiter:innen-Bewegung rechnen und Streiks oder gar Enteignungen befürchten – denn die Leute beschuldigen sich untereinander für ihre schlechten Lebensbedingungen statt die Chefs und Besitzenden. Übrigens gilt für patriarchale Strukturen in einer anderen Form genau dasselbe! Beide Konstruktionen entstanden neuestem Forschungsstand zufolge während der Entstehung des Kapitalismus, also im Zuge der ursprünglichsten Akkumulationen. Beide Unterdrückungsformen lassen Betroffene und Privilegierte sowie aufrechterhaltende Gesellschaftssturkturen entstehen – beide stehen in klarer Verbindung zu den Interessen der ökonomisch herrschenden Klasse. Sie sind konstituierend für die Welt in der wir leben. Nur durch sie kann der Kapitalismus existieren und die Zerstörung der Natur und die Verhinderung der befreiten Gesellschaft fortsetzen!
Wenn wir Rassismus entgegnen wollen, wenn wir wollen, dass diese Konstruktion, ihre ökonomischen und sozialen Auswirkungen, sowie unser von ihr infiziertes Denken ein Ende haben brauchen wir einen gemeinsam Kampf! Rassismus steht nie losgelöst von patriarchalen Strukturen und nie losgelöst ökonomischer Verhältnisse. Dieser Kampf hat zwei Fronten: In sich selbst müssen privilegierte Menschen beginnen, endlich zu begreifen dass ihr Denken und Handeln durch ihre bevorteilte Situation geprägt ist und lernen, andere Gedankengänge zu finden und anders zu agieren. Nur so kann es überhaupt eine Kollektivität geben, zwischen weissen Menschen und nicht weissen, zwischen Männern und nicht Männern, zwischen Proletarier:innen und Menschen nichtproletarischer Herkunft. Es hört aber nicht in uns auf: die Verhältnisse müssen sich ändern und es gilt sie anzugreifen: ob durch Kritik oder Aktionismus, durch Arbeitskämpfe oder Selbstorganisation.
Es geht um Sugar! Aber es geht nicht nur um Sugar! Es geht um die Menschen am Bürglkopf, es geht um die Menschen in Schwechat, um die in Trailskirchen, um alle in den österreichischen PAZs, um die Menschen im BAZ Basel, es geht um alle Menschen die rassistische Freiheitsbeschränkungen und rassistische Gewalt – ob institutionell oder nicht – erleben, überleben oder eben nicht! Weltweit!
Freiheit und Gerechtigkeit für alle!
Free Sugar!